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Freitag, 6. Juli 2007
Die Putin-Gazprom-Spiele
Mit den Olympischen Winterspielen in Sotschi setzt sich Russlands Präsident Wladimir Putin selbst ein Denkmal. Zwei kremlnahe Oligarchen sollen den Badeort nun in ein Paradies für den Wintersport verwandeln.
Im Januar durfte die Welt schon mal gucken: Bundeskanzlerin Angela Merkel reiste zu Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft nach Russland, und dessen Präsident Putin hatte Sotschi als Treffpunkt ausgesucht. Für einen Tag rückte der Badeort am Schwarzen Meer, in dem nun die Olympischen Winterspiele 2014 stattfinden werden, ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit.An Wintersport dürfte die Kanzlerin zwar kaum gedacht haben. Das Wetter ist in Sotschi auch im Januar vergleichsweise mild, und der Meerblick aus Putins von Palmen gesäumter Residenz lässt eher keine Gedanken an Skiferien aufkommen.
Putins Signal aber war eindeutig: Sotschi und dessen Olympiaauftritt sind eine Herzenssache des Präsidenten, und er ist bereit, sein politisches Gewicht in die Waagschale zu werfen, um aus den Spielen ein Fest zu machen, das mit seinem Namen verbunden wird. Die Entscheidung von Guatemala nannte Putin eine "Auszeichnung für ganz Russland", in der Staatsduma war sogar von "nationaler Wiedergeburt" die Rede..Für die Spiele hat der Kreml eine ganze Maschinerie angeworfen, die nun zunächst ein Problem beseitigen muss: Die Wettkampfstätten, in denen sich die Athleten messen sollen, gibt es noch gar nicht. Für die meisten Russen ist die Schwarzmeerküste bisher eher ein Ort der Erholung vom harten Winter. Putin kündigte daher im Februar ein Investitionsprogramm von 12 Mrd. $ an - um aus dem Badeparadies einen Wintersportort zu machen.
Am Geld dürften die Pläne kaum scheitern. Zwei im Kreml wohlgelittene Oligarchen haben ihre Unterstützung zugesagt. Den Olympischen Park baut der Konzern Basowy Element des aufstrebenden Superreichen Oleg Deripaska. Der 39-Jährige, der allein in dieses Projekt mindestens 2 Mrd. $ stecken will, hat sich in den vergangenen Monaten durch Beteiligungen an der österreichischen Strabag und der deutschen Hochtief AG bautechnische Kompetenz eingekauft...
Das Investmentvehikel Interros des Nickel-Königs Wladimir Potanin wiederum kümmert sich um den Ausbau des in den malerischen Bergen oberhalb von Sotschi gelegenen Skiorts Krasnaja Polana. Der Oligarch, der nach Angaben russischer Medien auch bei den abschließenden Unterredungen des IOCs in Guatemala-Stadt anwesend war, wird mehr als 1 Mrd. $ in die Projekte investieren.
Beide Investoren hoffen darauf, die neuen Anlagen auch nach den Spielen noch gewinnbringend nutzen zu können. Doch wichtiger dürfte ein anderer Effekt sein: Anders als der frühere Chef des Ölkonzerns Yukos, Michail Chodorkowski, sind Potanin und Deripaska bisher von den russischen Behörden kaum belästigt worden - und das soll auch so bleiben.
Die wohl wichtigste Rolle aber dürfte der russische Energiekonzern Gazprom bekommen, eines der größten Unternehmen der Welt. Der Gasriese, der vom Staat kontrolliert wird, hatte kurz vor der Abstimmung von Guatemala-Stadt verkündet, man werde künftig einer der Großsponsoren des Internationalen Olympischen Komitees - was die Entscheidung für den russischen Austragungsort erleichtert haben dürfte. In Sotschi will Gazprom nach bisherigen Plänen zudem knapp 400 Mio. $ investieren. Für Putin ist der Energiekonzern ein leicht zu handhabendes Instrument: Im Vorstand und im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzen enge Gefolgsleute des Präsidenten.
Um das nahende Sportereignis angemessen zu vermarkten, stellte der Staat aus seinem eigenen Etat nach Angaben der Wirtschaftszeitung "Wedomosti" eine Summe von 30 Mrd. $ zur Verfügung. Bei BBC, CNN und Euronews liefen teure Spots, mit internationalen Anzeigenserien warb die Region Krasnodar, zu der Sotschi gehört, für Investoren im Süden Russlands.
Für die Kampagne wurden zwei unterschiedliche Slogans gewählt, einer für das Ausland und einer für die russische Bevölkerung. Während der global präsentierte Spruch "Gateway to the Future" den Anspruch verdeutlichte, Russland zu einem modernen Land zu machen, appellierte das innerrussische Motto eher an patriotische Gefühle: "Gemeinsam werden wir siegen", hieß die Parole in der Werbung....
...auch im russischen Parlament sorgte der Zuschlag für die Spiele für nationalen Überschwang. "Es gibt Kräfte, die Russland unterstützen", sagte am Donnerstag der Sprecher der Staatsduma, Boris Gryslow. "Russland wird wieder eine Weltmacht werden." Immer wieder hatten sich die Abgeordneten in den vergangenen Jahren über Kritik an der Entwicklung ihres Landes erregt. Die Entscheidung für Sotschi wird nun gern als Beweis dafür gesehen, dass man den richtigen Weg geht.
Präsident Putin dürfte derlei patriotische Töne mit Genugtuung vernehmen. Er kann vor den nahenden Parlamentswahlen gute Stimmung im Land gebrauchen. Zudem gibt der persönliche Einsatz des Staatschefs für Sotschi einer alten Spekulation in Moskau Nahrung: Vielleicht heißt der Präsident im Jahr 2014 wieder Putin...
Sotschi |
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Badeort Mit dem Kurort Sotschi, der knapp 400.000 Einwohner hat, verbinden die meisten Russen vor allem Sommererholung. Die Schwarzmeerküste der Region Krasnodar mit ihrem warmen Klima war in der Sowjetunion berühmt für ihre Sanatorien. |
Kaukasus Im Rücken der Stadt erheben sich die Bergketten des Kaukasus. Die Nähe zu Krisengebieten in Georgien und Tschetschenien hatte vor der Olympia-Auswahl Sicherheitsbedenken aufgeworfen. |
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Labels: olympia
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